Industrie 4.0 und Made in China 2025 als Leitbild sozio-technischer Transformation von Produktionssystemen

Am 18. und 19. Juni 2018 veranstalteten mehrere Institute des KIT gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Tongji Universität einen Workshop zum Thema Industrie 4.0 / Made in China 2025.

Im Mittelpunkt der Diskussion stand das Phänomen der Digitalisierung der Industrie und der tatsächlichen und erwarteten Auswirkungen auf Produktionssysteme, Arbeit und Tätigkeitsfelder – Themen, die auch im Rahmen des BMBF Wissenschaftsjahres 2018 „Zukunft der Arbeit“ debattiert werden. Ziel des Workshops, an dem ca. 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT und der Tongji Universität teilnahmen, war es, die Leitbilder Industrie 4.0 und Made in China 2025 als Visionen in ihren jeweiligen Kontexten nationaler Strategien und Strukturen zu verstehen, zu vergleichen und gemeinsam über Auswirkungen auf Industrien, Mensch-Maschine Interaktion und Beschäftigungsstrukturen nachzudenken.

Ein Ergebnis des Workshops war es, dass beide Leitbilder implizite und explizite Werte enthalten, die Grundlage weiterer Gestaltung von Produktionssystemen sind. Aufgabe geistes- und sozialwissenschaftlicher Arbeit und Beteiligung an der Gestaltung dieser Systeme kann es sein, diese Werte zu explizieren und ihre Normativität und Zukunftsgerichtetheit zu untersuchen. Ebenso ist die Frage des emotionalen Umgangs mit Unsicherheiten durch neue Technologien eine gesellschaftliche Herausforderung. Auch hier konnten Unterschiede zwischen Deutschland („Digitalisierung als Bedrohung“) und China („Digitalisierung als Chance“) festgestellt werden. Daraus folgen auch unterschiedliche Nutzerkulturen, die angepasste Bildungssysteme erfordern.

Für eine weitere gemeinsame Forschung wurden folgende Themen identifiziert: Wie entwickelt sich die betriebliche Umsetzung der Leitbilder, wo liegen die Hemmnisse und Barrieren? Wie bereiten sich Unternehmen durch Personalentwicklung auf Herausforderungen durch Digitalisierung und AI vor? Welche Wertkonflikte ergeben sich durch unterschiedliche Wahrnehmungen betrieblicher Veränderungen aufgrund verschiedener sozialer Positionen und wie können diese gelöst werden? Welche Form der Datenkultur, des Datenschutzes müssen entwickelt werden?

Diese Themen werden in weiteren gemeinsamen Veranstaltungen und Projekten künftig forschungsrelevant werden.

Die Veranstaltung wurde gemeinsam von den KIT-Instituten Institut für Technikzukünfte (ITZ), Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI), Institut für Produktionstechnik (WBK), Institut für Produktentwicklung (IPEK) und Institut für Technik der Informationsverarbeitung (ITIV) organisiert und mit den entsprechenden chinesischen Partnern der Tongji Universität Shanghai durchgeführt.